Category Gedanken aus dem Schulalltag

Gestern war Zeugnistag

Es gibt Tage, die sind voller Emotionen. Gestern war so ein Tag.
Es flossen Freudentränen, Tränen der Trauer und Wut, Abschiedstränen und Tränen der Erleichterung.

Und das geschieht an solchen Tagen nicht nur auf Schüler-, sondern manchmal auch auf Lehrerseite.

Schülerinnen und Schüler sind traurig und manchmal auch wütend, dass sie vielleicht doch nicht die Noten bekommen, die sie sich erhofft haben. Andere wiederum sind glücklich und erleichtert, dass das Zeugnis doch gar nicht so schlecht wie befürchtet aussieht. Für manche Schülerinnen und Schüler bedeutet der Zeugnistag auch Abschied zu nehmen, weil sie die Schule wechseln oder weil die Klassen im nächsten Schuljahr neu zusammengewürfelt werden. Egal, aus welchem Grund gestern bei meinen Schülerinnen und Schülern die Tränen flossen, sie waren wichtig.

Und wir Lehrerinnen und Lehrer? Bei manchen flossen Tränen der Trauer, aber auch der Wut. Der Wut über ein System, das leider kaum auf den einzelnen Menschen schaut, was dazu führt, dass verdiente Kollegen die Schule wechseln müssen. Traurig ist man an so einem Tag auch und es fließen Abschiedstränen, wenn Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet werden. Wie wird es ohne sie im Kollegium nach den großen Ferien wohl sein? Und dann fließen bei uns manchmal auch Freudentränen, weil man in manchen Kollegien gerade an solchen Abschiedstagen merkt, mit wie vielen tollen Menschen man zusammenarbeiten darf!


Gedanken zum Ende eines Schul- und Kitajahres

Gestern hat mein Kind seinen Kita-Abschied gehabt. Es verlässt die Einrichtung mit einem vollgepackten Ordner mit vielen Erinnerungen in Form von Fotos, Texten und vielem mehr.

Aber eigentlich sind es mehr als nur Erinnerungen. Beim Durchblättern des Ordners zuhause erkenne ich, was mein Kind in den letzten fünf Jahren alles gelernt hat. Nicht nur die richtige Stifthaltung oder das akkurate Ausschneiden. Nein, in diesem Ordner steckt so viel mehr. Es ist die Dokumentation einer Entwicklung in so vielen Bereichen. 

Und was erhalten die Schulkinder am Ende eines Jahres, in dem sie viel geleistet, Hürden gemeistert oder schwierige Zeiten durchlebt haben? 

Sie bekommen ein Zeugnis mit Ziffern, die leider so gar nicht ihre Entwicklung im zurückliegenden Jahr in den Blick nehmen. Es ist die Dokumentation einer Summe von punktuellen Leistungen. Wie sie mit Rückschläge umgegangen sind oder wie sehr sie sich für etwas angestrengt haben, lassen diese Ziffern nicht erkennen. Hinter der Note „ausreichend“ kann so viel mehr stecken, aber leider wird es nicht (oder kaum) sichtbar.


Wie können wir uns in der Schule wohler fühlen?

Zum Ende des Schuljahres ist die Luft bei allen raus. Schülerinnen und Schüler sehnen die Sommerferien genauso herbei wie die Lehrerinnen und Lehrer. Erfahrungsgemäß ist dies dann die Zeit, in der der DVD-Player-Schrank fast durchgängig leer ist und jeder nur noch irgendwie versucht, so gut wie möglich durch die verbleibende Zeit zu kommen.

Genau in dieser Zeit habe ich meiner 7. Klasse noch ein kleines Mini-Projekt vorgeschlagen. Ausgehend von der Erschließung eines Sachtextes, in dem über eine Reform von Schulbaurichtlinien informiert wird, erhielten die Schülerinnen und Schüler den Auftrag, ein Stockwerk ihrer Schule umzuplanen. Die Vorgabe war es einen Plan zu zeichnen und begleitend dazu einen Text zu schreiben, in dem sie argumentativ ihre Umbaumaßnahmen erläutern.

Ein Zwischenergebnis ist in ein paar Tagen zu erwarten. 

Eines ist aber schon zu Beginn schnell klar: Die Schülerinnen und Schüler wollen eigentlich gar nicht so viel. In der ersten Diskussion innerhalb der Gruppen geht es vor allem um funktionierende und vollständige Toilettenanlagen, um eine höhere Anzahl an Wasserspendern oder einfach nur um moderneres Mobiliar („Müssen Schulmöbel eigentlich umbequem sein?). 

Vielleicht braucht es also gar nicht den ganz großen Wurf, um den Lernraum Schule so zu gestalten, dass Schülerinnen und Schüler sich wohler fühlen? Müssen wir gar keine Wände einreißen? 

Wenn ihr wissen wollt, welche konkreten Ideen die Schülerinnen und Schüler letztlich vorgestellt haben, verfolgt das Projekt gerne hier.


Einsichten am Ende einer etwas anderen Schulwoche

Schülerinnen und Schüler diskutieren in Kleingruppen, was sie an Schule gut finden und was sie stört. Ziel ist es, sich auf ein Thema zu einigen, bei dem sie sich Veränderungen wünschen würden. Alle Gruppen einigen sich unabhängig voneinander auf dasselbe Thema: Leistungsdruck

Sie gehen dabei auf die zu hohe Frequenz und Anzahl an schriftlichen Leistungsüberprüfungen ein und erörtern Sinn und Zweck von Hausaufgaben. Sie diskutieren über alternative Möglichkeiten der Leistungsmessung und über andere Strukturen.

Dieselbe Schülergruppe bei einem Sportvormittag: 

Alle stellen sich den Herausforderungen, sie haben Spaß an Wettkämpfen und probieren Dinge solange aus, bis sie geschafft werden. Es ist nicht schlimm, wenn man mal nicht gewinnt oder eine Übung nicht schafft. Die Herausforderungen machen Spaß.

Warum schaffen wir es nicht, diesen Spaß auch in das schulische Lernen zu übertragen?

Wenn es immer nur darum geht in möglichst vielen Fächern, möglichst viele Leistungsüberprüfungen zu meistern, noch mehr Stoff in immer weniger Zeit zu packen, dann fehlt der Raum und die Zeit solange an einer Sache zu bleiben, bis sie gelöst oder gemeistert werden kann.

Die klassischen Strukturen lassen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften viel zu wenig Raum für Selbstwirksamkeit.

Wir brauchen dringend andere Strukturen und eine Entrümpelung der Lehrpläne, damit Schülerinnen und Schülern erfahren können, dass Lernen etwas Tolles sein kann und sie Herausforderungen aus eigener Kraft meistern können!