Macht die Digitalisierung unsere Kinder dümmer?

Vor ca. zwei Wochen gab es eine Meldung in den Medien, die mich nachhaltig beschäftigt. Worum geht es? 40 Forscher rund um die Gesellschaft für Bildung und Wissen fordern ein Moratorium der Digitalisierung an Schulen und Kitas. Sie wollen einen Stopp der Digitalisierung in den Bildungseinrichtungen, insbesondere bis zur 6. Klasse, da es wissenschaftliche Hinweise darauf gebe, dass diese Nachteile und Schäden für den Entwicklungs- und Bildungsprozess der Kinder und Jugendlichen hätte (unter anderem hier könnt ihr einen entsprechenden Artikel zum Thema finden). Und prompt wurde in unserem Lehrerzimmer am Schwarzen Brett eine entsprechende Meldung ausgehängt mit der von Weitem gut zu lesenden Überschrift „Wissenschaftler: Tablets und Laptops machen Schüler dümmer“ (Link zum entsprechenden Artikel).

Mich machen solche Überschriften tatsächlich wütend, weil sie aus meiner Sicht zu einseitig und populistisch sind. Denn so einfach ist es eben nicht. Solche plakativen Aussagen sind Wasser auf die Mühlen derer, die die Digitalisierung am liebsten wieder ganz aus den Schulen verbannen wollen. Versteht mich bitte nicht falsch: Ich sehe natürlich, dass die Digitalisierung auch ihre Schattenseiten hat und dass es komplett falsch wäre, in ihr das Allheilmittel für eine gute Bildung zu sehen. Und natürlich sehe ich auch die Herausforderungen, mit denen wir tagtäglich in diesem Bereich konfrontiert werden. Ich nehme es auch sehr ernst, wenn Kolleg*innen zu mir sagen, dass sie die Digitalisierung als Belastung empfinden, da sie mittlerweile täglich eine Stunde und mehr alleine nur mit der Beantwortung von Mails beschäftigt sind. Ich bin auch nicht dafür, Kinder im Vorschul- und Grundschulalter alleine nur mit digitalen Medien lernen zu lassen. Aber ich sehe auch die Chancen. Es gibt so viele aus meiner Sicht wirklich gute digitale Hilfsmittel, die uns helfen können, den Lernprozess individueller zu gestalten, die uns Lehrkräften bei der Organisation unseres Unterrichtsalltags helfen, kurz: die unterstützend eingesetzt werden können. Gerade in dieser Woche habe ich den zweiten Teil einer Fortbildung zu ChatGPT im Unterrichtsalltag sowie eine Fortbildung zu einem Diagnosetool besucht, in der noch einmal sehr deutlich wurde, wie unterstützend die Digitalisierung sein kann und wie gut sie auch zu einer Professionalisierung beitragen kann. Gerade in der Fortbildung zur KI wurde aber auch mehr als klar, dass diese Anwendungen nur dann gute Ergebnisse erzielen, wenn wir genau wissen, was wir tun und wollen. Gerade ChatGPT zeigt meines Erachtens, dass es super wichtig ist, sprachliche gute und nuancierte Prompts zu verfassen, damit die KI ein gutes Ergebnis generiert. Lassen sich darin nicht auch Chancen sehen, die Bedeutung von Sprache noch einmal genauer zu verdeutlichen? Kann das nicht vielleicht auch ein neuer Weg sein, wie wir die Sprachkompetenz unserer Schüler*innen verbessern können?

Nur auf die Digitalisierung zu schimpfen und ihr vorzuwerfen, dass wir alle durch sie dümmer würden, greift zu kurz. Ja, wir müssen gut und sensibel mit den neuen Möglichkeiten umgehen, aber dann kann die Digitalisierung auch in der Arbeit mit jüngeren Kindern viele Möglichkeiten bieten. Und gleichzeitig heißt das nicht, das bisherige Lehr- und Lernmethoden komplett in der Schublade verschwinden müssen. Warum kann diese Diskussion nicht genauer und differenzierter sein und ein Nebeneinander von verschiedenen, gleichwertig zu betrachtenden Wegen, die zum Ziel führen können, zulassen? Überschriften wie „Tablets und Laptops machen die Kinder dümmer“ tragen auf jeden Fall nicht zu einer sachlichen Diskussion bei. Glücklicherweise gibt es in den Medien dann aber doch auch noch andere Sichtweisen, wie zum Beispiel in diesem Kommentar bei SWR Wissen, den ich dann Anfang dieser Woche neben den Artikel ans Schwarze Brett gehängt habe.

Wie ist eure Meinung zum Thema? Schreibt es doch gerne in die Kommentare!


Lange war es ruhig…

Ja, es gibt mich noch. In den letzten Wochen habe ich mir immer wieder vorgenommen: Morgen, ja morgen schreibst du endlich mal wieder etwas für den Blog – genügend Gedanken rund um das Thema Bildung und Schule, die es wert sind, sie hier zu teilen hat es auf jeden Fall gegeben (und gibt es immer noch).

Warum ich dann nichts geschrieben habe? Der Schulalltag hatte mich seit dem letzten Drittel der Sommerferien voll in seinen Griff genommen. Die Einführung eines digitalen Klassenbuchs an meiner Schule, die ich zusammen mit einer Kollegin begleite, hat in den letzten Ferien- und den ersten Schulwochen dafür gesorgt, dass kaum Luft für blieb. Obwohl wir alles bereits im vergangenen Schuljahr gut vorbereitet hatten, hat der reale Praxistest dann doch einige technische Schwierigkeiten offenbart. In dieser Zeit habe ich eine Menge gelernt, nicht nur auf der technischen Ebene, sondern auch über mich und meinen Umgang mit solchen, zum Teil schwierigen, Situationen.

Tja, und neben all diesen außerunterrichtlichen Herausforderungen gibt es dann ja auch noch den Unterricht und meinen Anspruch diesen offener und individueller zu gestalten. Ihr konntet ja im Sommer hier lesen, dass ich, inspiriert vom Churer Modell, meine Unterrichtsstruktur verändern will. Nach einer kurzen anfänglichen Skepsis bei den Schüler*innen machte es dann relativ schnell den Anschein, dass sie mit der neuen Struktur, die sie mehr in die Verantwortung für ihren eigenen Arbeitsprozess nimmt, gut klar kommen. Und für die Schüler*innen in meinem Leistungskurs ist das auch (so glaube ich) immer noch so. In der Sekundarstufe gab es nun aber gerade in den vergangenen zwei Wochen sehr viel Redebedarf. Kurz gesagt: Die Schüler*innen wünschen sich mehr gemeinsame frontale Phasen. Diese Instruktionsphasen, wie sie in den offeneren Lernsettings gerne genannt werden, gibt es aber durchaus nach wie vor bei mir und ich konnte mir deshalb erst nicht so richtig erklären, was meinen Schüler*innen genau fehlte. Mittlerweile vermute ich, dass es eine Mischung aus Unsicherheit und Bequemlichkeit ist. Auf die Unsicherheit kann ich versuchen einzugehen, indem ich versuche noch mehr Hilfsangebote und Kontrollmöglichkeiten während des Lernprozesses zu schaffen. Die gab es zwar vorher auch, aber wahrscheinlich müssen sie noch verstärkt werden und vor allem müssen die Schüler*innen noch lernen, dass sie diese auch aktiv nutzen müssen. Und damit bin ich auch beim Aspekt der „Bequemlichkeit“: Wenn ich ein interaktives Arbeitsblatt gestalte, auf dem ich gestufte Lernhilfen zur Verfügung stelle (die Anwendung qr-lernhilfen.de nutze ich hierfür gerne) und die Schüler*innen auch die Möglichkeit erhalten, ihre Ergebnisse mit einer Musterlösung abzugleichen, sie aber auf Nachfrage eingestehen, dass sie weder das eine noch das andere angeklickt haben, gleichzeitig aber unsicher sind, ob ihr geschriebener Text den Anforderungen entspreche, dann stelle ich mir schon die Frage nach der Erwartungshaltung unserer Schüler*innen. Das ist ein Thema, das mich gerade sehr beschäftigt neben der Tatsache, dass ich nach einigen Wochen mit offeneren Unterrichtssettings feststelle, dass wir zum Teil sehr viel mehr Zeit für ein Thema benötigen. Das liegt einerseits wahrscheinlich daran, dass sowohl die Schüler*innen als auch ich das Arbeiten in diesen veränderten Rahmenbedingungen noch lernen, andererseits zeigt es aber wahrscheinlich auch, dass es das ist, was unsere Schüler*innen brauchen: Zeit, um ein Thema wirklich begreifen, verstehen und durchdringen zu können. Zeit ist nur leider mit überfrachteten Lehrplänen, überholten Prüfungsformaten und einem bei uns in diesem Jahr noch dazu extrem kurzen Halbjahr etwas, von dem es immer zu wenig gibt.

Damit schließt sich dann auch der Kreis zur Frage, warum es hier in den vergangenen Wochen so ruhig war: Mir fehlte die Zeit. Aber, auch wenn Vorsätze normalerweise immer erst am 31.12. formuliert werden, nehme ich mir bereits schon jetzt etwas vor: Ich nehme mir einfach zukünftig die Zeit, um euch wieder mehr in mein Lehrerinnenleben mitzunehmen. Denn eine Sache gab es, die mich letzte Woche richtig gefreut hat: ein Nachricht bei Social Media, die mir gezeigt hat, dass meine Gedanken hier nicht in den Tiefen des World Wide Webs verschwinden, sondern tatsächlich gelesen werden. Danke dafür!


Feriengedanken #5

Die Haltung ändern

Ich höre gerade ganz viele Podcasts und bin dabei auf die Sendung von Saskia Niechzial gestoßen – Herzschlag Schule. Alles, was Schule bewegt (https://podcasts.apple.com/de/podcast/herzschlag-schule-alles-was-die-schulwelt-bewegt/id1690373241)

Die Folge „Mit unserer Haltung fängt es an“ öffnet mir gerade viele neue Sichtweisen.

Wir Lehrerinnen und Lehrer sollten uns viel mehr Gedanken darum machen, mit welcher Haltung wir unseren Schülerinnen und Schülern begegnen. 

Beim Hören reflektiere ich mich und mein Verhalten als Lehrkraft und merke, wie sehr der Stress und die Herausforderungen im Schulalltag eine reflektierende und positive Haltung oftmals überlagern. 

Mir kommen Situationen aus dem vergangenen Schuljahr in den Sinn, in denen ich meinen SchülerInnen gegenüber eine andere Haltung hätte entgegenbringen müssen.

Eine Situation, in der mir ein Schüler sagte, dass er am Ausflug wegen einer anderen schulischen Veranstaltung nicht teilnehmen würde – eine Woche vor dem Ausflug, als alles schon geplant und Eintrittskarten schon reserviert waren. Er war der zweite Schüler, der mir an diesem Tag absagte. Letztlich stellte sich heraus, dass die Schüler nichts für die eher späte Absage konnten- dennoch habe ich sehr barsch reagiert. Und warum? Weil in den Tagen zuvor so vieles in der schulischen Planung schief gelaufen war, weil das gesamte Schuljahr so chaotisch lief, weil es an vielen Stellen an einer guten Kommunikation fehlte. Alles Rahmenbedingungen, für die unsere SchülerInnen keine Verantwortung trugen und dennoch hat der Schüler in diesem Moment meinen Frust darüber deutlich zu spüren bekommen. 

Wahrscheinlich ist das etwas, was menschlich ist, dennoch möchte solche Situationen in Zukunft vermeiden. 

Ich denke außerdem an eine Klasse, mit der es im vergangenen Schuljahr einfach nicht lief. Es war immer unruhig in meinem Unterricht, wir kamen mit dem Stoff nicht annähernd so weit, wie es laut Lehrplan notwendig gewesen wäre. Ständig fehlten Schülerinnen und Schüler, viele Stunden fielen aus….

Und auch hier bin ich oft schon völlig genervt in die Stunden gegangen. Und statt zu reflektieren, was hinter den Störungen lag, habe ich mich vor allem darauf fokussiert, die Stunden irgendwie hinter mich zu bringen. So möchte ich im kommenden Schuljahr nicht weiterarbeiten.

Und letztlich wird mir klar: Trotz allem Ärger über bildungspolitische Entscheidungen, trotz aller Kritik am System, ist meine Haltung die Grundlage für Veränderungen, die allen im Schulsystem zugute kommen.


Feriengedanken #4

Fehler sind Helfer

Über diese Aussage bin ich in den letzten Tagen immer wieder bei Social Media gestolpert. Als ein Teil von Klassenregeln, als Überschrift von einem Buchkapitel oder eben einfach als Thema eines Posts.

Ich finde die Aussage so einfach und einleuchtend, habe mir aber bislang viel zu wenig Gedanken dazu gemacht.

Schülerinnen und Schüler sollen verstehen, dass Fehler ihnen helfen können, einen Sachverhalt besser zu verstehen. Wie aber können sie das, wenn unsere Notensystem Fehler ständig sanktioniert?

Lehrende sollen verstehen, dass sie nicht fehlerfrei sein müssen, dass es gut ist, wenn Lernende merken, dass wir such Fehler machen und wie man konstruktiv mit ihnen umgehen kann. Wie aber können sie das, wenn sie in der Ausbildung das komplette Gegenteil davon beigebracht bekommen und sich kaum Fehler leisten dürfen.

Schulleitungen sollen verstehen, dass sie den Job nur machen können, wenn sie Neues ausprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass dabei Fehler passieren und nicht alles so läuft, wie man es sich wünscht. Wie aber können sie das, wenn die Rahmenbedingungen ihnen viel zu wenig Freiräume lassen? 

Trotzdem möchte ich mich vom System nicht einschränken lassen 

Ich frage mich:

Wie schaffe ich es, dass meine Schülerinnen und Schüler, meine Kolleginnen und Kollegen, ich selbst und auch mein Kind Fehler nicht als etwas Negatives, als etwas Schlimmes wahrnehmen? 

Was kann ich tun, damit wir alle keine Angst davor haben, Fehler zu machen? 

Ein paar erste Anregungen habe ich bei Social Media gefunden, es sind aber bislang nur Anregungen. So überlege ich mit meiner Klasse, die Aussage, dass Fehler Helfer sind, zu Beginn des Schuljahres zu thematisieren. Danach würde ich sie gerne dauerhaft im Klassenraum platzieren, so dass wir alle immer wieder daran erinnert werden können. Das könnte ein Anfang sein. Was darüberhinaus noch entstehen wird? Ich halte euch hier auf dem Laufenden.

Eine kleine Anmerkung noch am Rande: bei Instagram habe ich Teile dieses Textes als Beitrag gepostet. Erst nach der Veröffentlichung habe ich gemerkt, dass sich im Text ein paar formale Fehler befinden. Ich habe sie ganz bewusst belassen, alles im Sinne einer positiven Fehlerkultur.


Feriengedanken #3

Eigentlich ist es nichts Neues: je besser die Beziehung zwischen Lehrperson und Schülerin oder Schüler desto größer die Lernbereitschaft. Wir aber kann ich eine gute Beziehung zu allen meinen Schülerinnen und Schülern aufbauen, wenn die Klassen immer voller sind und ich nach 45 oder maximal 90 Minuten meine Schüler schon wieder verlasse, um im Laufschritt in die nächste Lerngruppe zu hasten? 

Darüber mache ich mir nicht erst seit Ferienbeginn Gedanken. Aber gerade in den letzten tagen habe ich gemerkt, wie unzufrieden ich eigentlich bin, dass es mir im vergangenen Schuljahr nicht besser gelungen ist, meine Schülerinnen und Schüler besser kennenzulernen. Es ist doch eigentlich so wichtig, zu wissen, was sie beschäftigt, wie sie leben, welche Probleme sie gerade haben, mit wem sie vielleicht gerade Streit haben, ob sie sich wohlfühlen etc.

Diese Gedanken haben mich dann mal wieder dazu gebracht, darüber nachzudenken, was ich im nächsten Schuljahr anders machen möchte. Wie kann ich es schaffen, die Schülerinnen und Schüler besser kennenzulernen? Ich brauche Freiräume und Gelegenheiten, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ich muss irgendwie mitbekommen, wenn etwas in der Lerngruppe gerade nicht so gut läuft. Aber wie?

Neben vielen Ideen, die sich in den momentan bestehenden Schulstrukturen umsetzen ließen (ich werde euch berichten, wenn sie etwas konkreter werden), kreisen meine Gedanken aber auch in diesem Zusammenhang immer wieder um größere strukturelle Veränderungen, die aus meiner Sicht auch Effekte auf die Beziehungsstrukturen innerhalb einer Schulgemeinschaft haben könnten.

Veränderungen der Zeitstrukturen 

Statt arbeiten im 45-Minuten-Takt brauchen wir das Lernen in größeren Zeitblöcken, in denen sowohl Lehrkräfte als auch Lernende mit Zeit an einem Thema gemeinsam arbeiten können.

Veränderungen der Klassenleiterstrukturen 

Statt eine Klassenlehrkraft, die sich im Rahmen des eigenen Fachunterrichts um die Belange von 30 und mehr Schülerinnen und Schüler kümmern soll, brauchen wir Mentorinnen und Mentoren, die die Lernenden in eigens dafür vorgesehenen Zeiten ganzheitlich begleiten können 

Veränderungen der räumlichen Strukturen 

Statt Schulen, die aus Klassen- und Fachräumen bestehen, brauchen wir 

Multifunktionale Lernräume, in denen sich alle am Lernprozess Beteiligten wohlfühlen.

Veränderungen der Jahrgangsstrukturen

Statt einer dauerhaften und stringenten Einteilung der Schülerinnen und Schüler in Jahrgänge brauchen wir (zumindest phasenweise) die Möglichkeit in altersgemischten Gruppen lernen und arbeiten zu können. Schülerinnen und Schüler könnten so viel stärker von- und miteinander lernen.

Ob diese Ideen etwas besser machen? Ich weiß es nicht. Aber wir sollten den Mut haben, es auszuprobieren.

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll.

Georg Christoph Lichtenberg

Gestern war Zeugnistag

Es gibt Tage, die sind voller Emotionen. Gestern war so ein Tag.
Es flossen Freudentränen, Tränen der Trauer und Wut, Abschiedstränen und Tränen der Erleichterung.

Und das geschieht an solchen Tagen nicht nur auf Schüler-, sondern manchmal auch auf Lehrerseite.

Schülerinnen und Schüler sind traurig und manchmal auch wütend, dass sie vielleicht doch nicht die Noten bekommen, die sie sich erhofft haben. Andere wiederum sind glücklich und erleichtert, dass das Zeugnis doch gar nicht so schlecht wie befürchtet aussieht. Für manche Schülerinnen und Schüler bedeutet der Zeugnistag auch Abschied zu nehmen, weil sie die Schule wechseln oder weil die Klassen im nächsten Schuljahr neu zusammengewürfelt werden. Egal, aus welchem Grund gestern bei meinen Schülerinnen und Schülern die Tränen flossen, sie waren wichtig.

Und wir Lehrerinnen und Lehrer? Bei manchen flossen Tränen der Trauer, aber auch der Wut. Der Wut über ein System, das leider kaum auf den einzelnen Menschen schaut, was dazu führt, dass verdiente Kollegen die Schule wechseln müssen. Traurig ist man an so einem Tag auch und es fließen Abschiedstränen, wenn Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet werden. Wie wird es ohne sie im Kollegium nach den großen Ferien wohl sein? Und dann fließen bei uns manchmal auch Freudentränen, weil man in manchen Kollegien gerade an solchen Abschiedstagen merkt, mit wie vielen tollen Menschen man zusammenarbeiten darf!


Mache ich zu viel?

Das zurückliegende Schuljahr war wirklich anstrengend. Nun lässt sich fragen: Ist das nicht jedes Schuljahr so?

Ja, es gab bislang noch kein Schuljahr, an dessen Ende ich mich nicht ferienreif gefühlt hätte. Aber in diesem Jahr fühle ich mich nur ferienreif, ich habe gleichzeitig noch so viele Dinge im Kopf, die im nächsten Schuljahr angegangen werden müssen oder die ich unbedingt weiter verfolgen möchte.

Und so erlebe ich eine letzte Schulwoche, die vollgepackt ist mit Terminen, damit das ein oder andere Projekt noch auf den Weg gebracht werden kann. Und dann drängt sich eine Frage auf: Mache ich einfach zu viel?

Im Laufe des Schuljahres bin ich über verschiedene Wege in zahlreiche Projekte „reingerutscht“ – muss ich da wirklich überall dabei sein? Ich überprüfe also kritisch meine Teilnahme an jeder Arbeitsgruppe, mein Engagement in allen Bereichen und komme zu dem Schluss: Ja, ich mache zu viel, aber es ist mir alles wichtig. Denn alle Dinge erscheinen mir bedeutsam für einen Schulentwicklungsprozess, den wir dringend brauchen. Wir brauchen neue Konzepte, wir brauchen aber auch klare und verbindliche Regeln, wir brauchen gute Kommunikationsstrukturen, wir brauchen Innovationen…Und es ist auch genau das, was mir Spaß macht.

Dennoch werde ich in den kommenden Ferienwochen überlegen müssen, wo und wie ich stärker Schwerpunkte setzen kann, um mich nicht zu überlasten, damit ich nicht irgendwann sagen muss „Ich habe zu viel gemacht, jetzt kann ich nicht mehr!“.


Gedanken zum Ende eines Schul- und Kitajahres

Gestern hat mein Kind seinen Kita-Abschied gehabt. Es verlässt die Einrichtung mit einem vollgepackten Ordner mit vielen Erinnerungen in Form von Fotos, Texten und vielem mehr.

Aber eigentlich sind es mehr als nur Erinnerungen. Beim Durchblättern des Ordners zuhause erkenne ich, was mein Kind in den letzten fünf Jahren alles gelernt hat. Nicht nur die richtige Stifthaltung oder das akkurate Ausschneiden. Nein, in diesem Ordner steckt so viel mehr. Es ist die Dokumentation einer Entwicklung in so vielen Bereichen. 

Und was erhalten die Schulkinder am Ende eines Jahres, in dem sie viel geleistet, Hürden gemeistert oder schwierige Zeiten durchlebt haben? 

Sie bekommen ein Zeugnis mit Ziffern, die leider so gar nicht ihre Entwicklung im zurückliegenden Jahr in den Blick nehmen. Es ist die Dokumentation einer Summe von punktuellen Leistungen. Wie sie mit Rückschläge umgegangen sind oder wie sehr sie sich für etwas angestrengt haben, lassen diese Ziffern nicht erkennen. Hinter der Note „ausreichend“ kann so viel mehr stecken, aber leider wird es nicht (oder kaum) sichtbar.


Schule: ein Ort der Befehlsausführungen?

Immer wieder bin ich in den vergangenen Wochen mit Schülerinnen und Schülern über das Schulsystem ins Gespräch gekommen. Zum Teil äußerten sie dabei erschreckende Wahrnehmungen. Ein Schüler nimmt Schule als einen Ort wahr, an dem Lehrerinnen und Lehrer Befehle erteilen, die die Schülerinnen und Schüler ausführen, bevor sie den nächsten Befehl erhalten.

Diese so wie auch viele weitere ähnliche Aussagen lassen mich nicht mehr los. Sie wurden zum Ausgangspunkt für ein Projekt, zu dem ihr hier (Projekte – Wir planen eine Podiusmdiskussion) mehr lesen könnt.


„Hello world!“

Diesen Platzhalter für meinen ersten Beitrag lasse ich einfach mal so stehen, denn ich würde mich freuen, wenn meine in diesem Blog gesammelten Gedanken möglichst viele da draußen erreichen. Worüber ich mir hier Gedanken mache?

Ich werde hier alles sammeln, was mich rund um das Thema Bildung beschäftigt. Ich bin selbst Lehrerin. Nicht erst seit Corona, aber doch seitdem verstärkt, mache ich mir Gedanken, wie Schule sich verändern muss. Ausgangspunkt war die Erkenntnis im ersten Lockdown, dass wir unsere Schülerinnen und Schüler im Schulalltag eigentlich so gut wie gar nicht zum selbständigen und selbstorganisierten Arbeiten anleiten. Wie sollten sie dies also von heute auf morgen plötzlich können?

Seitdem lese ich viel zum Thema Bildung in den sozialen Medien, habe Podcasts zum Thema für mich als eine Möglichkeit entdeckt, neue Impulse für meine Arbeit zu erhalten und versuche Schritt für Schritt bei meiner Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen neue Wege zu gehen.

In diesem Blog möchte ich euch mitnehmen in meine Überlegungen zum Thema Bildung und zeigen, wie diese sich auf meinen Arbeitsalltag auswirken.

Ich bin gespannt, was sich hier entwickeln wird und freue mich, wenn ihr ab und zu hier vorbeischaut, um verfolgen zu können, womit sich die Seite füllen wird!